Jeder weiss das, und doch ist es etwas
Besonderes, das quasi direkt vor
der Haustür und aus nächster
Nähe miterleben zu dürfen.
BAD ZURZACH (dvd) –
An einem gewöhnlichen Sonntag Anfang November – der Präsident des Aargauer Fussballverbands selbst, Luigi Ponte, steht in Schiedsrichtermontur auf dem Fussballplatz in der Barz.
Der Grund seines Besuches hier, ist alles andere als gewöhnlich. Er wird nämlich für die nächsten 80 Minuten anstatt der üblichen 90 dafür sorgen, dass auf dem Platz eine gewisse Ordnung herrscht und dass die Regeln eingehalten werden. Die Partie: ein Freundschaftsspiel zwischen dem Team «Refugees» aus Zurzach und dem Team «buntkicktgut» aus Zürich.
Die Spieler? Sie kommen aus verschiedenen Teilen der Welt. Was sie alle eint, ist ihr Aufenthaltsstatus in der Schweiz und natürlich der Fussball.
Jeder ein Sieger
Am Spielfeldrand haben sich an die 20 Zaungäste eingefunden, um das Spektakel mitzuverfolgen. Ponte pfeift an – es geht los. Die Spieler beider Teams gehen beherzt zur Sache. Nach 17 Minuten fällt das erste Tor zugunsten der Gäste aus Zürich. Das Team «buntkicktgut» geht damit 1:0 in Führung. Das zweite folgt in der 26. Kurz vor der Halbzeitpause sieht einer die rote Karte. «Sie spielen sehr fair», lobt Ponte in der Pause gleichwohl.
Und tatsächlich – liegt einer am Boden, sind Teamkameraden wie Gegner sogleich zur Stelle, um ihm wieder auf die Beine zu helfen. Kochen die Emotionen dann doch einmal hoch, glättet Ponte die
Wogen.
Spätestens nach dem Duschen haben sich die Gemüter wieder beruhigt und man trifft sich mit dem inzwischen recht zahlreich gewordenen Publikum friedlich und gut gelaunt bei Wurst und Brot am Grill. Ob «Refugees» oder «buntkicktgut», so gehen am Ende alle als Sieger vom Platz.
Grossartiges Engagement abseits des Millionengeschäfts
So ist Fussball abseits des Millionengeschäfts. Möglich machen es einige sehr engagierte Menschen. Dazu gehören in diesem Fall die Trainer beider Mannschaften, Thomas Kräuchi und Erich Kreienbühl, die sich ein- bis zweimal wöchentlich Zeit nehmen, die Asylsuchenden zu trainieren
– ehrenamtlich, versteht sich.
Dazu gehören auch Sportclubs, wie der SC Zurzach, die ihr Material und ihre Plätze unentgeltlich und unkompliziert zur Verfügung stellen, und dazu gehören jene Menschen, die mit ihren Spenden dafür sorgen, dass die Asylsuchenden mit Schuhen und Schienbeinschonern ausgerüstet
werden können.
In Zeiten, in denen die Rhetorik rund um Asylfragen immer rauer und feindseliger wird, sind das wohltuende Lichtblicke.
Good news, die es zu feiern gilt – nicht etwa, weil sie so rar wären, sondern weil sie es so selten durch den graubraunen Dunst schaffen.
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